„Jetzt sehen wir wie durch einen Spiegel ... – Der postreformatorische Mensch in der
postreformatorischen Welt!“ (22. September - 31. Oktober 2017)
Unter dem Titel „Jetzt sehen wir wie durch einen Spiegel ... – Der postreformatorische Mensch in der postreformatorischen Welt!“präsentierte der Kölner Maler Rolf Kuhlmann als Hauptwerke mit dem Waldtriptichon/Die Schöpfung, Ukraine-Triptichon, Gebirgstriptichon und Auferstehungstrptichon vier großformatige Triptycha in den Altarraum. Weiter waren in den Seitenschiffen Studien, Vorarbeiten und Skizzen in Bleistift, Kreide und Aquarellen zu sehen. In seinen figurativen Bildern, die einerseits stilistisch an die Malerei des Barock erinnern und doch andererseits in Farb- und Formgebung impressionistisch wirken, konnte Rolf Kuhlmann spannungsvoll und paradox von rätselhaften Idyllen erzählen.
Dabei waren mehrere Erzählebenen verflochten, sodass sie zuerst irritieren, dann aber bei genauerem Betrachten mehrfache Sichtweisen ermöglichten und über die surrealen Allegorien hinaus Blicke auf objektive Zeitgeschehnisse und reales Leben im Jetzt eröffnen konnten.
Afrikanische Grafiken (14. Februar - 3. April 2016)
Unter dem Titel „Liebe ist stark..., ihre Glut ist feurig und eine Flamme des Herrn!“(Hoheslied 8,6) wurden Radierungen, Linolschnitte, Bilder und Zeichnungen aus Südafrika vorgestellt, die von Pfarrer und Dekan i.R. Johannes Blum seit den frühen 70er Jahren für seine eigene Sammlung erworben wurden. In der Stadtkirche waren die eindrucksvollellen Druckgrafiken und Bilder thematisch zusammengestellt.
Johannes Blum war Ende der 1960er Jahren von den ausdrucksstarken Kunstwerken südafrikanischer schwarzer Künstler derart begeistert, dass er einzelne Werke mit Darstellungen biblischer Texte und Themen erwarb und nach Deutschland mit brachte. Dies entwickelte sich zum Aufbau seiner privaten Sammlung und der Sammlung des Weltkulturen Museum. Zu vielen der Künstler baute er ein persönliches Verhältnis auf. Obwohl Hans Blum bisher schon 130 Ausstellungen zusammenstellte, war die Ausstellung "Liebe ist stark" erst die zweite, die ausschließlich religiöse Werke zeigt.
Margarete Zahn KREUZ UND QUER (2. April – 17. Mai 2014)
Seit vielen Jahren beschäftigt sich die Frankfurter Künstlerin Margarete Zahn intensiv mit der malerischen Form des Andreaskreuzes und seiner Reihung und Vervielfältigung zum Gitter. Ihre Installation Marienkäfig erweitert die Andreaskreuzreihung vom Zwei- ins Dreidimensionale: Vier Gitter umgeben eine Frauenfigur, treffen aufeinander und der Käfig ist gemacht. Und geschlossen. Maria, Märtyrerin, Königin oder Heilige? Sie steht auf ihrem Sockel, sie steht hinter Gittern. Kleidung und Arme hat sie verloren, die ganze Figur ist beschädigt, schwer gezeichnet, entstellt. Zu ihren Glanzzeiten in ein schönes und wertvolles Gewand gehüllt, mit Haar und gekrönt war sie vielleicht eine Heiligenfigur auf einem Podest in einer Kirche. Ihr Name und ihre Herkunft sind jedoch nicht bekannt, und so wird sie in Zahns Arbeit Synonym für das Individuum innerhalb der Gesellschaft. Einer Gesellschaft, die Einzelne ausschließt, einsperrt, an den Pranger stellt. Die heilige Mutter Gottes gesellschaftlich ausgeschlossen und in innerer und äußerer Einsamkeit gefangen. Die Verletzungen sind offensichtlich, die Lähmung, Trägheit, Faulheit und Angst der Betrachter jedoch verhindern und unterbinden jedes Benennen, Einschreiten, Helfen, Verändern. Die Künstlerin weißt auf diesen Status hin, benennt die unterlassen Hilfeleistung an denen, die politisch oder gesellschaftlich leiden oder in totalitären Gesellschaften leben, wo es für Meinungsfreiheit, Systemkritik, politische Kunst nur Gefängnis, Straflager oder Verbannung gibt. Die Welt schaut zu, jeder Einzelne von uns schaut zu. Im besten Falle gibt es verbalen Protest, der schnell abebbt zu Gunsten mentaler Bequemlichkeit. Margarete Zahn fordert Zivilcourage. Und provoziert mit ihrer Installation auch das Verhältnisse der Kirche gegenüber der Gesellschaft zu überdenken. Sie gibt keine beruhigenden Antworten, sondern stellt beunruhigende Fragen, sehr beunruhigende. Die Installation Marienkäfig besteht aus einer Vielzahl von Kreuzen aus einfachen, bemalten Holzlatten und korrespondiert unmittelbar mit den ausgestellten Gemälden. Diese bauen sich aus unzähligen Schichten auf und sind in geheimen chemischen Reaktionen geätzte Farbflächen und Überlagerungen in Andreaskreuzform. Poetische, dabei auch beängstigende Bildwelten in Rot, Gold, Violett und Braun – Farben, die hier für Macht und Herrschaft, für die Erde, das Leid und die Verklärung stehen, kreieren das der Malerin Zahn eigene Genre der
X-Paintings. So auch das riesige Bildnis, mit dem sie das Altarkreuz verdeckt. Auskreuzt. Ankreuzt. Zahn nimmt die Architektur des Ausstellungsortes auf, die gemalten Gitter greifen in den Raum und vergittern auch diesen – ein Dialog zwischen Raum und Installation, aber auch Installation und Besucher entsteht, der Betrachter des Gitter-Gefängnisses wird Teil der Installation selbst und Insasse eines um ihn schwelenden Käfigs.
Laura J Gerlach, M. A.
Als Oma und Opa noch klein waren (16.Juni - 07.Juli 2013)
Ein Rückblick auf den Rückblick
Wie als wenn es gestern gewesen wäre, so sagen viele sprichwörtlich, wenn sie merken, wie die Zeit an ihnen vorüber gegangen ist. Zeit spielte bei dieser Ausstellung die große Rolle, die, die vorüber gegangen ist, die, die kommen wird und die Aktuelle, mit der Auseinandersetzung von Vergangenheit und Zukunft.
Nun ist die Vernissage schon einige Zeit vorbei und die Ausstellung auch längst wieder abgeräumt und ich mag mich erinnern, wie alle Besucher, ob Kinder, Erwachsene oder Senioren im Gottesdienst zur Eröffnung der Ausstellung mit Fingerspielen miteinander spielten oder sich von den Jonglagen zu Kinderliedern verzaubern ließen und die Zeit vergessen haben. Ebenso ging es Schulkindern und anderen Besuchern, die bei Sonderführungen ganz im Spiel der Zeit und mit der Zeit vertieft waren.
Die Objekte und Bilder von den Kindern und über die Kindheit von mehreren Generationen wirkten alles andere als museal. Sie machten die Stadtkirche eine zeitlang zum Wohn- und Spielzimmer aller. Und eben, wie als wenn es gestern gewesen wäre. Nur die Zeit ist nicht verflogen, es bleibt mehr als ein Hauch, eine lose Erinnerung. Die Auseinandersetzung mit sich, dem Anderen und wie wir mit dem linearen älter werden umgehen hat Bestand. Herzlichen Dank an die Kinder, die bei dieser Ausstellung mitgearbeitet und an die Erzieherinnen, die mit hohem Engagement diese Ausstellung geplant und aufgebaut haben.
Ralf Bräuer-Nitsch
Résumé der Ausstellung „FIAT LUX" (02. Dezember 2012 - 20. Januar 2013)
Was kann eine Kunstausstellung in der Kirche bewirken? Was ist für eine Ausstellung in einer für
zeitgenössische Kunst nicht konzipierten, architektonisch sehr starken, auffälligen Kirche nötig?
Wie geht die Gemeinde mit dem „Eindringling Kunst“ um. Wird die Kunst als Anstoß zur Diskussion oder als Provokation empfunden? Fragen, die weder eindeutig während der Ausstellung noch in begleitenden Veranstaltungen wie etwa der Podiumsdiskussion
„Kunst & Kirche“ oder den ausstellungsbegleitenden Gottesdiensten beantwortet wurden. Und das ist gut so: Kirche funktioniert auch als Forum – auch für zeitgenössische Kunst.
Der Theologe und Kirchenberater Dr. Matthias Ludwig berichtete von spannenden Erfahrungen bei der Umnutzung von Kirchen. Pfarrer Peter Annweiler von der Citykirche Konkordien in Mannheim von der Öffnung der Kirche hin zum Stadtteil, von Winterspeisun-
gen und außergewöhnlichen Kunstaktionen. Michael Volkmer betonte die außerordentlich in-
tensiv geführte Diskussion bei der Eröffnung, der Podiumsdiskussion oder auch der Finissage „Licht aus“. Was weder Absicht war noch sein konnte wurde wahr: die durchwegs positiven Reaktionen aus der Gemeinde sowie ein einstimmig gefasster Beschluss des
Kirchenvorstandes führten dazu, dass die Rosetten erworben und ihren Platz neben der Orgel dauerhaft einnehmen können. „Licht“ als Zeichen für Aufbruch und Bereitschaft für Veränderungen. Veränderung des Kirchenraumes und damit auch der (Selbst)Wahrneh-
mung im Raum…
Ein Erfolg, der sich auch an den Besucherzahlen (rund 300 gezielte Ausstellungsbesucher in 7 Wochen) und dem Presseecho ablesen läßt.
Götz Diergarten
Im Januar 2013 ist ein kleiner Katalog erschienen.
www.michael-volkmer.de
Rückblick: Ausstellung Ost trifft West - East meets West (09. September - 03. Oktober 2012)
Ich war noch nie in einer Kirche und das ist heute meine erste Predigt, stellte eine Frau stolz fest, die den Gottesdienst während des Partnerschaftstreffens im Rahmen dieser Ausstellung besuchte. In der DDR sei es nicht unbedingt üblich gewesen Kirchen und Gottesdienste zu besuchen. Nach Gottesdienst und Ausstellungsbesuch meinte sie, dies war mit Sicherheit nicht der letzte Kirchbesuch. Trennung überwunden, kann man da nur sagen. Für sie, als auch andere, stellten die neu zusammengesetzten Tische einen H(ort) der Kommunikation dar, der rege in Anspruch genommen wurde. Viele Gespräche ernste, banale, tief schürfende, lustige, sowohl um die Tische herum, als auch an den Tischen wurden von den unterschiedlichsten Menschen aus Ost und West geführt. Kunstinteressierte und Kirchbesucher wurden von der offenen Art der sehr häufig anwesenden Künstlerin Eva Fahle-Clouts, die Trennung überwinden zum Thema gemacht hat, bei ihren Führungen angesprochen. Ich denke den guten Zugang zu Ausstellung und Kirche ermöglichte Frau Fahle-Clouts Konzept, die sechs Tische als rein ästhetische Kunstausstellungsstücke wieder dem Gebrauch als Tische mit gemeinsamen Essen und Trinken zuzuführen. Ergänzt durch Bilder, Videoprojektion, Geräuschcollage und einem recht umfangreichen Begleitprogramm sahen diese Ausstellung mehrere hundert Besucher, selbstverständlich Gottesdienstbesucher inbegriffen. Danke Eva Fahle-Clouts und David Rogers, der für Geräuschcollage und Aufbau mitverantwortlich war, für die gute Zeit.
http://evafahleclouts.wordpress.com/
Ralf Bräuer-Nitsch